Rückblick auf das dritte i-share Symposium


Wo werden welche Sharing-Geschäftsmodelle in Deutschland angeboten? Wie kann man die Wirkung von Sharing Economy Organisationen messen? Welche Strategien setzt die öffentliche Hand im Umgang mit der Sharing Economy ein? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Teilnehmer des dritten i-share Symposiums am 8. und 9. November auseinandergesetzt. Über 50 WissenschaftlerInnen fanden den Weg an die Universität Mannheim und diskutierten angeregt über erste Forschungsergebnisse aus dem i-share Projekt und mögliche Wirkungen der Sharing Economy.

Am 8. November fand bereits zum zweiten Mal ein Research Workshop in englischer Sprache statt. NachwuchswissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen stellten dabei ihre Forschungsarbeiten vor. Im Anschluss an die Präsentationen fand jeweils ein reger Austausch der NachwuchswissenschaftlerInnen statt.

Am darauffolgenden Tag stellten Wissenschaftler aus dem i-share Forschungsverbund und –Netzwerk Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Achim Oberg (Uni Mannheim und WU Wien) startete mit einem Vortrag über die Sharing Economy in Deutschland. Er berichtete dabei insbesondere über die geographische Verteilung von Sharing Organisationen und über Gründungen in unterschiedlichen Bereichen der Sharing Economy über die Zeit. So zeigte er auf, dass einzelne Sharing Organisationen im bereich Mobilität sowie wie Zeitbanken und Tauschringe oder gemeinschaftliche Wohnprojekte bereits in den 1990ern und frühen 200ern gegründet wurden. Eine weitere Beobachtung war, dass einige Typen von Organisationen (z. B. Coworking Spaces) insbesondere in Großstädten ihren Sitz haben, während andere auch in ländlichen Regionen zu finden sind.

Dass schon lange geteilt wurde, bevor der Begriff Sharing Economy verwendet wurde, betonte Philipp Mosmann (Uni Göttingen) in seinem Vortrag. Er stellte historische Beispiele aus dem ländlichen Raum vor, etwa den “Dorfochsen” oder gemeinschaftlich genutzte Wasch- oder Kühlhäuser. In seiner Studie untersucht er die historische Entwicklung der Sharing Economy und diskutiert mögliche zukünftige Ausgestaltugsformen. Entwickelt sich die Sharing Economy etwa von einer Logik der Notwendigkeit des Teilens hin zu zum politischen Statement gegen bestehende Systeme? Herr Mosmann kommt zu dem Ergebnis, dass sich die dominante Logik in der Sharing Economy bisher zu „Sharing as Necessity“ über „Sharing as Chohesion“ hin zu „Sharing as Commodity“ entwickelte.

Im Anschluss darauf folgte ein Vortrag von Sebastian Vith (WU Wien). Er stellte erste Ergebnisse aus einer Studie zu Strategien von Städten im Umgang mit der Sharing Economy vor. Dabei untersucht das Team der Wirtschaftsuniversität Wien in einer Vergleichsstudie Positionspapiere und Pressemeldungen von Städten. Ziel der Studie ist es, Zusammenhänge zwischen institutionellen Rahmenbedingungen in Städten, der generellen Einstellung gegenüber der Sharing Economy (positiv, negativ, neutral) und den gewählten Strategien und Steuerungselementen aufzuzeigen.

Georg Reischauer (Hertie School of Governance in Berlin) analysierte, welche organisationalen Praktiken zur Teilnahme in Online Plattformen ermutigen und die Aktivität von Online Communities fördern. Er skizzierte Ergebnisse aus seiner aktuellen qualitativen Studie zu 23 Unternehmen der Berliner Sharing Economy. Zwei Praktiken wurden identifiziert: Mit den Praktiken "Boundary Enactment" und "Interaction Management", können Organisationen ihre Community stärken.

Ergebnisse einer qualitativen Studie zu ökonomischen, sozialen und ökologischen Wirkungen der Sharing Economy auf die Tourismusindustrie in Deutschland, stellte Alexander Frey (Uni Augsburg) vor. Basierend auf Interviews mit Vertreter von Tourismus- und Hotelverbänden sollen konkrete und anwendbare Handlungsempfehlungen für Politik, Plattform-Anbiter und NutzerInnen von Sharing Economy Angeboten definiert werden. Erste Beobachtungen sind, dass Vertreter der Tourismusindustrie bestehende Regulierungen und Gesetze aus angemessen und ausreichend wahrnehmen, aber Verbesserungspotenziale in der Durchsetzung sehen.

Zum Abschluss hielten Dominika Wruk und Marina Friedrich (Uni Mannheim) einen Vortrag zur Erfassung des Beitrags der Sharing Economy zum Nachhaltigen Wirtschaften in Deutschland. Ausgehend von dem IOOI-Modell (Input – Output – Outcome – Impact) stellten sie das i-share Wirkungsmodell vor. Das Modell bildet Wirkungszusammenhänge zwischen eingesetzten Ressourcen (Input), Aktivitäten unnd Leistungen von Sharing Organisationen (Output), Wirkungen auf Zielgruppen einzelner Organisationen (Outcome) ab und zeigt, wie diese auf gesamtgesellschaftliche Ebene aggregiert werden können (Impact). Das Wirkungsmodell erlaubt einen Vergleich der Wirkungen verschiedener Sharing Geschäftsmodelle (z.B. Urban Gardening Projekte, Zeitbanken, gemeinschaftliche Wohnprojekte) und eine Abschätzung der aktuellen und der zukünftigen ökonomischen, ökologischen als auch sozialen Wirkungen dieser Modelle.

Das vierte i-share Symposium steht bereits fest und findet am 26.04.2018 in Berlin statt.


27.11.17