Rückblick auf das fünfte i-Share Symposium 25. Juni 2019

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Welchen Beitrag leistet IT zu Dienstleistungsinnovationen in digitalen Sharing Economy Organisationen? Wie werden die Organisationen gesteuert und welche Rolle spielen Communities und Freiwilligenarbeit? Unter welchen Rahmenbedingungen agieren die Sharing Economy Organisationen? Diese und weitere Fragen diskutierten Teilnehmende aus Praxis und Forschung intensiv im Rahmen des fünften i-share Symposiums am 25. Juni 2019 an der Universität Mannheim.

Beim fünften i-share Symposium wurden insbesondere erste Ergebnisse aus quantitativen Umfragen unter Sharing-Economy Organisationen in Deutschland vorgestellt. Teilweise mehr als 500 Organisationen aus einer Grundgesamtheit von etwa 2.500 Organisationen nahmen an den Umfragen teil. In einer Einführung unterstrichen Achim Oberg (Wirtschaftsuniversität Wien und Universität Mannheim) und Dominika Wruk (Universität Mannheim) den wertvollen Forschungsbeitrag, den die Sharing-Economy Organisationen in Deutschland und Wien durch ihre Teilnahme an den Umfragen geleistet haben, und zeigten sich beeindruckt von deren Engagement für das Projekt.

Jennifer Klutt (Universität Göttingen) eröffnete die Reihe der Vorträge mit einem Vortrag über Steuerungsformen in der Sharing Economy. Dabei hob sie zunächst die Bedeutung der Community (Gemeinschaft) in der Wertschöpfungskette von Sharing-Economy Organisationen hervor: Die Community der Nutzerinnen und Nutzer sind auf unterschiedliche Weise an der Wertschöpfung beteiligt – etwa indem sie Produkte oder Leistungen bereitstellen. Steuerungsmechanismen wurden auf Basis eines theoretischen Rahmens untersucht, in dem drei zentrale Formen unterschieden werden: eine „Markt“-Steuerung basiert dabei auf formalen Regeln und einer Output-Kontrolle; eine „Hierarchie“-Steuerung basiert auf Verhaltenskontrollmechanismen und einer Input-Kontrolle; eine „Clan“-Steuerung basiert auf Normen, gemeinsamen Werten und Zielen. Die Forscher beobachten, dass Sharing-Economy Organisationen häufig hybride Formen wählen, in denen diese idealtypischen Formen kombiniert werden. Ein weiteres Ergebnis ist, dass bei Sharing-Economy Organisationen neben hierarchischen Aspekten auch Aspekte der „Clan“-Steuerung eine hohe Bedeutung zukommt. Daher empfiehlt sich insbesondere die normbasierte Steuerung als Grundlage für Community-Management in der Sharing Economy, wie Jennifer Klutt abschließend unterstrich.

Im zweiten Vortrag präsentierten Adeline Frenzel und Maximilian von Welck (beide Universität Augsburg) ihre Ergebnisse zu der Forschungsfrage, welchen Beitrag Informationstechnologie (IT) zu Dienstleistungsinnovationen in digitalen Sharing-Economy Organisationen leistet. Grundlegend hierbei ist die Unterscheidung zwischen IT als unterstützende Ressource und IT als innovationstreibende Kraft. Im Rahmen von qualitativen Fallstudien wurde beobachtet, dass IT eine zentrale Informationsfunktion einnimmt, indem Werte und Transaktionen transparent gemacht und Vertrauen geschaffen werden. Die Ergebnisse der quantitativen Studie zeigen, dass IT seitens der Organisationen nicht nur als wichtiger Erfolgsfaktor eingeschätzt wird, sondern auch notwendig ist, um Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Dabei unterstützt IT vor allem die Öffentlichkeitsarbeit und den operativen Betrieb. Die Vortragenden resümierten, dass die Rolle der IT in Sharing-Economy Organisationen von Faktoren wie dem Grad der Heterogenität und der gewünschten Standardisierung von Transaktionen sowie der Größe des Unternehmens abhängt.

Julia Göhringer (Hertie School of Governance) zeigte in ihrem Vortrag die Vielschichtigkeit der Freiwilligenarbeit in Sharing-Economy Organisationen auf und wies gezielt auf Unterschiede zwischen bestehender Forschung und den erhobenen Interview-Daten hin, woraus sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. So gab weniger als die Hälfte der Organisationen an, Freiwillige bei Alltagsthematiken in der Entscheidungsfindung zu integrieren. Ferner betreiben 30% der befragten Organisationen kein aktives Recruiting von Freiwilligen und entlohnten vor allem in immaterieller Form, wie z.B. durch Wertschätzung und gemeinsame Festivitäten. Die Forschungsergebnisse zeigen darüber hinaus, dass Organisationen regionales Wachstum anstreben und Franchise-Konzepte dezidiert ablehnen (mit Ausnahme des Mobilitätsbereiches). Julia Göhringer schloss mit der Beobachtung, dass Communities in der Sharing Economy einen wichtigen Bestandteil der Wettbewerbsfähigkeit bilden und insgesamt ein starker Non-Profit Ethos vorherrscht.

Den Nachmittag leitete Achim Oberg mit einem Vortrag über die Verbreitung der Sharing Economy in Deutschland ein und ging dabei auf den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, politischen Debatten und Gründungen von Sharing Economy Organisationen ein. Ein Fokus des Vortrags lag auf der räumlichen Verteilung von Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen der Sharing Economy. Hier sind verschiedene Diffusionsmuster zu beobachten. So verteilen sich beispielsweise Coworking Spaces vor allem auf größere Städte mit einem hohen Anteil an hochqualifizierten Selbständigen, während Tauschringe und Zeitbanken besonders in den südlichen Bundesländern vertreten sind. Innerhalb von Städten findet man häufig eine ungleichmäßige Verteilung mit einer deutlich höheren Dichte an Sharing-Angeboten in einzelnen Stadtteilen (z.B. Prenzlauer Berg und Kreuzberg in Berlin). Die Teilnehmenden diskutierten im Anschluss angeregt über mögliche historische, politische, wirtschaftliche und soziodemographische Erklärungen für die präsentierten Ergebnisse.

Sebastian Vith (WU Wien) und Dominika Wruk gaben anschließend einen Einblick in die Beziehungen, die Sharing-Economy Organisationen zu ihren Umwelten unterhalten. Dabei identifizierten sie unterstützende Beziehungen ausgehend von den jeweiligen Umwelten ebenso wie Druck, der von außen auf die Organisation ausgeübt werden kann. Gleichzeitig können die Organisationen selbst aktiv durch Engagement mit ihren relevanten Umwelten (unter anderem Zivilgesellschaft, Staat, Markt und Wissenschaft) in Beziehung treten. Anhand von Beispielorganisationen machten die beiden Wissenschaftler deutlich, dass Sharing Economy Organisationen Beziehungsmuster aufweisen, in die sich je nach Geschäftsmodell im Grad ihrer Komplexität unterscheiden. So konnte beispielsweise für Carsharing Organisationen ein komplexes Beziehungsnetzwerk identifiziert werden, dass sich unter anderem durch hohen Wettbewerbsdruck auszeichnet, während Zeitbanken mit wenigen Akteuren in Beziehung treten und einem vergleichsweise geringen Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind.

Zum Abschluss gab Achim Oberg einen Ausblick auf aktuelle und weitere Arbeiten des i-share Projektteams. Hierbei stellte er das i-share Wirkungsmodell vor, das auf dem IOOI-Modell (Input – Output – Outcome – Impact) beruht und die Vergleichbarkeit einzelner Formen der Sharing Economy ermöglicht. Dabei sollen Zusammenhänge zwischen den eingesetzten Ressourcen einer Organisation (Input) und den realisierten Leistungen (Output) aufgezeigt werden, sowie deren Wirkungen auf die jeweilige Zielgruppe (Outcome). Das Wirkungsmodell ermöglicht zudem eine Aggregation der Ergebnisse auf die gesamtgesellschaftliche Ebene (Impact). Herr Oberg veranschaulichte, wie mithilfe des Modells und den gesammelten Daten (Umfragedaten, i-share Atlas, Nutzung weiterer Daten) ökonomische, ökologische und soziale Wirkungen quantitativ abgeschätzt werden.

 

 

 

 


01.07.19